„Was lange währt wird endlich gut!“
Bis ich den Mut gefasst hatte das Hotel in Südtirol verbindlich zu buchen, verging eine lange Zeit. Sehr viele Gewissensbisse mussten überwunden werden. Doch ich bin hier, das Leben muss auf welche Art auch immer weiter gehen. Und das gilt auch für meins …
Als der Krieg in der Ukraine angefangen hatte, hat es mein Leben auf den Kopf gestellt. Spaß und Lebensfreude schienen irgendwie der Vergangenheit anzugehören und irgendwie habe ich es mir selbst eingeredet, dass ich mir das alles nicht mehr erlauben kann und nicht darf. Alles was wir in der Zeit geplant hatten, haben wir gecancelt. Ich oder wir hatten uns darauf konzentriert, so viel wie möglich Hilfe zu leisten. Der Krieg hörte aber nicht auf. Mir ging irgendwann die Kraft aus. Es half mir sehr darüber mit meiner Familie und engen Freunden zu sprechen und sich die Wut, Ärger, Angst, Verzweiflung, Rat- und Hilfslosigkeit von der Seele zu reden. Es kam nach Wochen ein Augenblick, an dem mir bewusst wurde, so sehr ich mich anstrenge und so viel ich auch tue, werde ich den Krieg leider nicht beenden können. Mit dieser Einsicht, buchten wir spontan und extrem kurzfristig die Reise über das Osterwochenende in Südtirol.
Wir konnten unsere langjährige Tradition an Osterwochenenden zu verreisen, fortführen. Nicht voller Freude, wie im Normalfall, da die ganze Zeit über mich die Fragen quälten, ob ich richtig handle und ob es eine gute Entscheidung war. Die Anderen leiden und ich fahre in den Urlaub ? Das geht doch nicht! Auf dem Weg nach Südtirol begegneten uns ein paar Mal Autos mit ukrainischem Kennzeichen. Das beruhigte mich ein wenig. Natürlich war es mir bewusst, dass sie nicht in Urlaub fahren, aber immerhin die Menschen konnten sich das Leben retten!
Für das Osterwochenende in Meran hatten wir uns das Smart Hotel „Prinz Rudolf“ https://www.prinzrudolf.com ausgesucht. Ein wirklich tolles, modernes Hotel, voll nach meinem Geschmack. Aber um nach Meran zu kommen, muss man entweder mit dem Auto oder Bus fahren. Oder ein Fahrrad wäre auch eine Alternative. Der Rückweg wäre aber hart. Es sei denn man ist trainiert. 😉 Und selbst dann würde man denke ich aus der Puste kommen.
Es war zwar ein Wellness-Hotel, es fiel uns aber beiden echt schwer zu entspannen. Kaum zu glauben, dass es einem schwer fallen kann, oder? Wir gaben dennoch unser Bestes. Geholfen hat dabei das super leckere Essen im Hotel. Die Karte ist zwar echt nicht groß aber das, was es gab, war vorzüglich! Wenn wir jetzt schon beim Thema „Food“ sind, dann muss ich sagen, dass ich im Allgemeinen leider echt enttäuscht war. Bitte versteht mich nicht falsch, es hat alles super geschmeckt, aber mir war es nicht „italienisch“ genug. Ich hatte Pizza, Pasta & Co. erwartet. Gab es natürlich schon auch aber nicht an jeder Ecke, wie ich es mir vorgestellt hatte. Irgendwas ist an mir vorbeigegangen …
Das Zweite, was wirklich zur Entspannung beigetragen hatte, war der Infinity Pool auf dem Dach. Der Ausblick auf die Berge war einmalig. Ich könnte den ganzen Tag dort abhängen und die Berge anschauen. Hätten wir doch bloß einen Tag mehr Zeit gehabt, dann hätte ich den Ruhebereich nicht verlassen. Das Wasser macht aber bekanntlich hungrig und irgendwann war der Hunger unerträglich. Wir mussten die Wellness-Oase verlassen und machten uns auf den Weg nach Meran, in die Stadt. Wir hatten ein tolles Wetter erwischt, es war angenehm warm, die Sonne strahlte und nur ab und zu wehte ein kühles Lüftchen. Es war Frühling in Südtirol. Ich hatte unglaublichen Hunger auf Pasta gehabt, also suchten wir ein Lokal, welches Pasta, egal welcher Art, auf der Speisekarte hatte. Irgendwie war das nicht ganz so einfach. Dennoch wurden wir irgendwann fündig, Gott sei Dank. Dafür, dass wir in Italien waren, hat es wirklich lang gedauert. 😀 Ansonsten wäre ich verhungert.
Nach dem ich meine Carbonara genüsslich aufgegessen hatte, mussten wir uns ein wenig bewegen, obwohl es super schwer fiel. Also spazierten wir durch die wunderschöne Innenstadt mitten in den Bergen. Plötzlich entdeckten wir einen Sessellift und natürlich war mein Freund von der Idee angefixt, hochfahren zu wollen. Also stellten wir uns an. Und ich muss gestehen Gott sei Dank! Als wir oben waren, hatten wir einen spektakulären Ausblick auf ganz Meran. Zudem gab es auch noch einen Becher Erdbeereis.
Auch zurück in die Stadt hatten wir alles richtig gemacht, indem wir uns entschieden haben zu laufen und eben nicht mit der Seilbahn zu fahren. Ja es wäre schneller. Aber so konnten wir die Berge geniessen und uns bewegen. Unten angekommen, sind wir noch ein bisschen stieren gegangen und ich war erstaunt, wie viele richtig coole Sachen in den Schaufenstern präsentiert wurden. In so gut, wie jedem Laden hätte ich etwas anprobiert. Nur zu schade, dass die Läden schon zu waren. Freunde meinten erst neulich, dass man unglaublich gut auch in Bozen shoppen kann. Nach diesem Satz, war mir klar, wohin unser nächster Kurztrip gehen wird. 😀 Wir waren jetzt den ganzen Tag unterwegs und es wurde auch Zeit für Abendessen. Aber ein zweites Mal in ein Restaurant gehen, wollten wir irgendwie nicht. Wir beschlossen ein kleines, niedliches Picknick auf dem Zimmer zu machen. Wir suchten den nächsten Supermarkt auf, kauften lauter leckere Sachen, Käse, Erdbeeren, Schinken …etc. und liessen den Abend gemütlich im Zimmer ausklingen. Besser hätte der Tag nicht enden können.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Wanderung auf die Seiser Alm geplant. Darauf muss ich gestehen, habe ich mich am meisten gefreut. Ich hatte extra ein Hotel ausgewählt, welcher unweit der Alm gelegen ist. Voller Vorfreude stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg. Ich hatte bereits so tolle und wunderschöne Bilder auf Instagram von dieser Alm gesehen, sodass ich unbedingt selbst mal dort sein wollte. Wir näherten uns dem Lift, es war kaum was los, was schon ziemlich seltsam war. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass im Normalbetrieb an diesem Lift so wenige Menschen da sein können. Und dann ist mir eingefallen, ja klar heute ist doch Ostersonntag. Vor allem im katholischen Italien ist das ein ganz ganz großes Fest! Tja, wie in London vor vielen Jahren, hat sich die Geschichte wieder einmal wiederholt. 🙂 Wenn man den Kopf nicht am richtigen Platz hat, dann passiert so etwas nun mal.
Meine Enttäuschung war super groß. Wieder ein Mal, blieb mir verwehrt, worauf ich mich so sehr gefreut hatte. Aber wir liessen den Kopf nicht hängen und machten zumindest eine kleine Wanderung im Wald. Wer weiß, vielleicht wären wir ja doch noch auf der Alm gelandet 😀 Insgeheim hatte ich das zwar gehofft, mir war aber klar, dass das nicht passieren wird. Nachdem der Wanderung ohne Ziel begaben wir uns Richtung Hotel, es wäre toll irgendwo einen Bierle-Zwischenstopp einzulegen. Und zumindest in dem Fall wurden wir nicht enttäuscht. Wir hatten eine schöne Golfanlage mit einem Gasthaus mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Berge gefunden, https://www.golfhotelsonne.it/ . Auch zum Übernachten käme das Hotel für mich definitiv in Frage! Mit einem spitzenmäßigen Blick auf die Seiner Alm nahmen wir einen kräftigen Schluck Bier und liessen uns den lecken Schinken schmecken. Nach einer Riesen Pleite war das genau das Richtige! Wir sind auf keinen Fall Golf-Profis und werden es auch nicht sein, aber für ein paar Abschläge sind wir zu überzeugen. Natürlich durften wir nicht auf den Platz, aber es gab einen extra abgegrenzten Bereich üben konnte. Es hat ziemlich fiel Spaß gemacht über sich selbst zu lachen 🙂
Als die Backen schon anfingen weh zu tun, beschlossen wir zurück ins Hotel zu gehen und uns um das Abendessen zu kümmern, denn das würde bestimmt auch eine Herausforderung werden. Und so kam es dann auch! Rückblickend kann ich nur sagen, werden wir jemals wieder über so große Feiertage vereisen, so müssen wir besser planen. Das Hotelrestaurant war komplett ausgebucht und man konnte nur noch Pizza To Go bestellen. Allein das war schon kein gutes Zeichen. Würden wir nichts anderes finden, würden wir uns aber auch damit begnügen. Doch nach etlichen vergeblichen Anrufen, hatten wir doch noch Glück in einem schönen Restaurant mitten in Meran zur Feier des Tages zu Abend zu essen. Glück im Unglück! Wir machten uns richtig fein, genossen noch einen Aperitif im Hotel und verbrachten einen wundervollen Abend mit super leckerem Essen, das aber nach meinem Geschmack nicht italienisch war. Ich komme da einfach nicht darüber hinweg! 🙂
Im Großen und Ganzen war das ein toller und erholsamer Kurztrip. Zwar mit vielen Höhen und Tiefen, entsprechend meiner Gefühlslage. Aber irgendwie half er mir mich zu erinnern, dass das Leben weiter gehen muss!
Wir werden auf jeden Fall wieder nach Südtirol zurückkommen! Vieles ist uns entgangen und viel zu viel haben wir nicht gesehen. Nur das nächste Mal wird es kein erholsamer und romantischer Wellness-Urlaub zu zweit, sondern ein Familienurlaub zu dritt. Jap, wir werden Eltern <3